März 09

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März 2009

25 Tage und 15000km auf See

Schnell fühlen wir uns wieder sehr wohl an Bord. All inklusive, Vollpension und eine trinkfeste Crew mit viel Partylaune, versüßt uns die Tage und auch manche Nacht an Bord der Grande Brasile.

Die brasilianische Küste empfängt uns mit einer Hitzewelle, sodass wir sogar beim Essen schwitzen müssen!!! Die Arbeiter im Maschinenraum wechseln 3 durchgeschwitzte Overalls pro Stunde. Hier möchten wir nicht tauschen und vergnügen uns daher im kleinen Pool auf Deck. Die Wassertemperatur beträgt teilweise bis 29°C, das ist prima. Zum Glück laufen die Klimakompressoren im Innenraum problemlos.

In Rio laden wir nochmals 2000 PKW (VW), die dann in Europa als „made in Germany“ für teures Geld verkauft werden.

Über 4000km entlang der brasilianischen Küste liegen schon hinter uns, bevor wir nun zu weiteren 5000km für die Atlantiküberquerung von Rio nach Dakar ablegen.
Ein Afrikaner, der es zum 2-ten Mal geschafft hat als blinder Passagier von Afrika nach Brasilien zu kommen, wird an Bord genommen, um ihn in seinem „Heimathafen“ auszuliefern.
Unterwegs gibt es wieder ein herrliches Barbecue an Deck. Riesige Langusten, Steaks und Würstchen, dazu ausreichend Flüssigkeit in allen Variationen, füllen unsere Mägen und wir feiern bis spät in die Nacht.

Laila schließt schnell Freundschaft mit Jouvelle, die einzige (arbeitende) Frau an Bord. Ebenso werden auch schnell die Herzen der restlichen Crew von ihr erobert, sodass es auch an Süßigkeiten und Küsschen nicht mangelt. So müssen wir wohl bald mal auf die Philippinen fliegen.

Petra schuftet täglich im Fitnessraum, um den Bewegungsmangel etwas zu kompensieren, während sich andere Passagiere einen Horrorfilm nach dem anderen „reinziehen“. Ich ziehe den Mittagsschlaf mit Laila vor und sortiere Fotos, bis ich viereckige Augen bekomme. Naja, bei 7000 Bildern auch kein Wunder, die Schönsten heraus zu filtern.

Bei der Besichtigung des Maschinenraumes bekommen wir endlich einmal einen Kolben des Hauptmotors zu Gesicht. Gigantisch groß!!! 20000 PS werden hier aus 8 Zweitaktzylindern herausgekitzelt. In unserer Kabine hören wir manchmal noch jede Explosion des mit nur 110 Umdrehungen/min. laufenden Hauptmotors. Wir fahren nur mit gedrosselter Geschwindigkeit, damit nur 40000 Ltr. (vierzig Tausend!!!!!) Rohöl statt 70000 Ltr. pro Tag verbraucht werden. Die Weltwirtschaftskrise lässt grüßen!!!

2 von 4 Zusatzaggregaten sind kaputt und liegen in alle Einzelteilen zerlegt herum. Somit können die Seitenruder nur noch mit 65% Leistung arbeiten. Diese sind zum Steuern beim Anlegen in den Häfen wichtig. Mitten auf dem großen Teich verabschiedet sich auch noch ein drittes Aggregat. Naja, solange die Hauptmaschine nicht schlapp macht müssen wir noch nicht aufs Rettungsboot umsteigen. Die Rettungsboote haben Sprit für 72h an Bord, das würde wohl nicht ganz reichen, um an Land zu kommen!! Darauf trinken wir am Abend erst einmal einen guten Whiskey und erleben einen echten Feueralarm!! Der Auspuff hat ein Loch und somit den ganzen Maschinenraum eingenebelt und Alarm ausgelöst.
Nach 8 Tagen erreichen wir Dakar, wo nun unsere letzte große Etappe bis Europa beginnt, sowie der blinde Passagier der Polizei übergeben wird.
Die See ist ruhig und das Wetter gut, aber für diese Jahreszeit zu kalt. Langsam wechseln wir die Sommerklamotten gegen die Winterkluft aus.

Ein kurzer Stopp in Las Palmas (Kanaren), wo wir am liebsten gleich wieder aussteigen würden, kommen Mechaniker und eine neue Kurbelwelle an Bord. In europäischen Häfen darf man mit solchen Defekten eine deftige Strafe zahlen und wenn überhaupt, nur mit Schlepperbooten einfahren, was auch extrem teuer würde. Also wird im Maschinenraum geackert, was das Zeug hält!!!

Die Tage vergehen hier wie im Flug und wir genießen weiterhin die kulinarischen Köstlichkeiten des Küchenchefs sowie die netten Abende mit der Crew. So spielen wir Bingo, schauen Musikvideos und genießen die drei „W“: Wein, Wodka, Whiskey.

Nach weiteren 5000km auf ruhiger See erreichen wir Emden. In der Nacht hat es Minusgrade brrrrrr!!!! Hier gehen 4 unserer Mitreisenden von Bord, es werden 2000 Autos aus- und weitere Mechaniker eingeladen.
Die Fahrzeuge der von Bord gehenden werden penibelst mit Drogenhunden „beschnüffelt“. Wenn der hiesige Zoll nur das Wort Südamerika hört, werden scheinbar alle Beamten hellhörig!!!

Wir erreichen Hamburg mit seinem gigantischen Hafen schon am Vormittag, packen all unsere Sachen in den Benz und warten nun auf unsere Pässe, die uns später der Kapitän persönlich überreicht.
In 30 min. gibt es Mittagessen, das nehmen wir doch glatt noch mit und nutzen die Zeit uns von unseren Freunden an Bord zu verabschieden. Dann rollen wir aus dem monströsen Bauch der Grande Brasile und können/wollen es noch nicht so recht glauben, dass unsere Reise nun doch endgültig zu Ende geht.

Zöllner sind bereits über uns informiert und warten an in ihrem Fahrzeug an der Laderampe des Schiffes. Sie begleiten uns bis zum Hauptausgang und Zollgebäude. Es wird einiges durchgeschnüffelt und sogar noch extra ein Hund geordert, da es in unserem Benz so „komisch“ riechen würde. Wir denken dass sie nicht wissen, wie ein Fahrzeug riecht, wenn es 3 Wochen in einem Schiffsrumpf gestanden hat. Aber sei’s drum, der Hund findet natürlich nichts, wir dürfen unsere Zigarette und den guten argentinischen Wein behalten und sind in die in die „große weite Welt“ Deutschland entlassen. Es ist kalt und windig, das gefällt uns gar nicht, aber wir hoffen auf den anstehenden Frühling und Sommer!!

Soooo schnell vergeht ein Jahr, es ist unfassbar, aber wir sind uns sicher, dass es für uns eines der schönsten und aufregendsten Jahre in unserem Leben und mit Sicherheit nicht das letzte in dieser Form war.

 


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