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01.01.-11.01.09
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Von Ushuaia Richtung Norden
Wie im letzten Bericht schon erwähnt, sind es von hier nun über 3000km auf dem direkten Weg bis Buenos Aires. Alles was wir uns unterwegs aber noch ansehen möchten, liegt oft abseits der Hauptstrecke. So rechnen wir mit 5000 bis 6000km, bis wir B.A. erreichen.
Nach vielen Überlegungen und Rechnerei planen wir unsere Rückverschiffung für die letzte Februarwoche, sodass wir dann ca. 3 Wochen später mit dem Schiff auf europäischem Boden anlegen. Der Gedanke, schon wieder zurück zu müssen, gefällt uns nicht so recht. Wo sind die letzten 9 Monate geblieben?? Würden wir gerne noch viel, viel länger bleiben!!!
Die Grenze nach Chile Mit Elke und Alex + Kindern (orangener Steyer) fahren wir von Rio Grande auf einer guten Piste Richtung Westen nach Chile. Die arg.Grenzer sind sehr nett und stempeln uns die Pässe aus. Nach der Frage, wo der chilenische Posten wäre, sagen sie nur: „2km weiter“. Dass wir uns hier eine Furt durch den Grenzfluss selbst suchen müssen, sagen sie uns nicht. Das Wasser steht bis zur Stoßstange und mitten im Fluss springt noch der Allrad raus. Zum Glück ist der Untergrund so fest, dass wir problemlos weiter kommen.
Am chilenischen Posten stehen 4 baugleiche Häuser. An einem ist ein Fahrrad gelehnt aber sonst keine Menschenseele in Sicht. Wir klopfen überall an, aber es rührt sich nichts. Als Elke schon das Kaffeewasser heiß hat, kommt ein verschlafener Kollege auf uns zu. Er ist nur für die Lebensmittelkontrolle zuständig, der Zollbeamte wäre gerade nicht hier. Na schön, dann hat er ja genug Zeit unsere Autos zu durchwühlen, ob wir was Essbares für ihn dabeihaben. Klar nimmt er uns die eingeschweißte Salami ab, die wir ja bereits in Chile gekauft haben und illegal nach Argentinien geschmuggelt haben. Ich zeige ihm noch das Preisschild, aus dem der Betrag in chi. Peso hervorgeht, aber nein, das sei nicht erlaubt. Viele Reisende sagten uns, dass eingeschweißte Lebensmittel kein Problem wären. So, nun sind wir vom Gegenteil überzeugt worden. Die eingeschweißten 200g Aufschnittsalami haben wir schnell in ein Vesper verzaubert und an Ort und Stelle aufgegessen. Schade um das eine Ei, was Laila gerne am nächsten Morgen gegessen hätte.
Inzwischen ist auch der Zöllner mit seinem Jeep eingetroffen und macht uns rasch die Einreisepapiere fertig.
Die Läuse Nr.1 Ein paar Kilometer weiter durch herrliche Wälder und einigen Holzgattern, die zu öffnen sind, erreichen wir den wunderschönen Lago Blanco. In der Hoffnung einen Campingplatz anzutreffen, gibt es nur einen Fischerclub. Wir benötigen dringend heiße Duschen und Waschmaschine, da im Steyer die Haarläuse ausgebrochen sind. D.h. dass auch wir die Kur über uns und unsere Wäsche ergehen lassen müssen.
Das dort bedienstete Ehepaar ist so nett, dass wir dort für eine Nacht bleiben dürfen, was normalerweise nicht gestattet wird. Außerdem ist es hier schön windgeschützt. Sie werfen ihr Dieselaggregat an und waschen 4 Maschinen incl. Boschtrocknung für uns. Auch die heiße Dusche wird angefeuert und das Holz im großen Aufenthaltsraum angezündet. Was es kostet wissen sie nicht. Sie erzählen uns nur, dass die Chilenen hier alles benutzen ohne etwas bezahlen zu wollen. Das gefällt dem Chef nicht, da alle Rohstoffe inzwischen teurer geworden sind. Von uns bekommen sie aber eine gerechte Entlohnung. Zur Abfahrt schenken sie uns noch Kartoffeln, Zwiebel und Knoblauch.
Wir fahren nur 2km weiter und schlagen unser Lager direkt am See auf. Hier fallen uns Füchse auf, die keine Angst vor uns, aber dafür vielleicht die Tollwut haben. Die Kinder werden gewarnt, damit sie nicht alleine in den Wald gehen. Es regnet und ist kalt, die Gasflasche ist leer. Wir können es nicht glauben, aber diese Flasche hat nur 19 Tage gehalten. Erst dachte ich es wäre ein Leck, aber wir haben ja auch viel geheizt.
Am nächsten Tag fahren wir durch saftig grüne Hügellandschaft, wie man sie aus Schottland und dem Highlander kennt. Wir dürfen auf einem Stückchen Land einer Estancia, direkt am Meer, windgeschützt übernachten. Hier tauchen am nächsten Mittag Werner und Hannelore auf, die wir in Ushuaia kennengelernt haben.
Kurz vor Povenir trennen sich dann unsere Wege wieder. Alex und Elke wollen die Fähre nach Punta Arenas nehmen und wir wollen nach Norden. Es waren tolle Tage und Laila hatte immer Gesellschaft.
Auf der Ruta 3
Die Grenzabfertigung am Tag darauf dauert 2h, da die Beamten hier mehr Witze reißen, als etwas zu arbeiten. Nur auf Drängen bekommen wir ein neues Papier für den Benz ausgestellt. In Rio Gallegos plündern wir den Carrefour (Supermarkt) und können Dank WIFI unsere Mails direkt vom Parkplatz abschicken. Der Rest der Strecke ist öde, aber beim Nationalpark Monte Leon werden wir mit einem traumhaften Küstenabschnitt belohnt. Wir können Seerobben beim Sonnenbaden beobachten.
Läuse Nr.2 In Puerto San Julian nisten wir uns auf dem Campingplatz ein, da wir von hier endgültig die Rückreise organisieren wollen. Beim Aufwachen entdecken wir die kleinen Biester auf unseren Köpfen. Ab zur Apotheke und Wäsche in die Wäscherei. Immerhin ist es hier wieder schön warm, sodass wir viel selbst waschen und trocknen können. Auch der kleine Ort ist ganz nett und der Camping (mit Spielplatz) liegt direkt am Meer. Hier bleiben wir ein paar Tage.
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12.01.-31.01.09
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Die Schlammpiste In Puerto San Julian lernen wir Doris und Wilfried mit ihren beiden BMW GS 650 kennen und haben nette Abende miteinander.
Als wir aufbrechen ist es schon 14 Uhr. Wir fahren ja nur 10km an den Strand sage ich zu Doris. Es lohnt sich sehr, hier die Küstenstrasse zu nehmen. Wunderbare, einsame Buchten der Magellanstrasse. Uns ist es aber zu stürmisch und wolkig, die Regefront vom Land holt uns ein und es beginnt wie aus Kübeln zu schütten. Nach 10 min. Regen fängt der Benz auf der Piste regelrecht an zu schwimmen. Ich mache einen Bremstest und wir rutschen unkontrolliert einige Meter auf der glatteisähnlichen Masse umher. Na das kann ja heiter werden!!! Fest entschlossen den kürzesten Weg Richtung Asphaltstrasse zu nehmen entpuppt sich als abenteuerliches Unternehmen. Es sind ja nur 5km, aber schon nach 500m versuche ich den Benz auf eine andere Spur zu lenken, um einer großen Pfütze auszuweichen. Die Vorderachse schafft den kleinen Wall noch zu überfahren, aber das Hinterteil dreht sich 90° und wir stehen quer zur Fahrbahn mit einem kleinen Hügelchen zwischen den Achsen. Die durchdrehenden Reifen hängen 10cm mit dieser Gatschpampe voll. Als ich aussteige, um die Situation zu peilen, hängt das Kleisterzeug ebenso dick an meinen Schuhsohlen. (siehe Bilder)
Mit Allrad und Sperre gelingt uns die Befreiung. Die weiteren km fahren wir nur noch mit diesen mechanischen Hilfsmitteln im Kriechtempo weiter und hoffen auf keine Steigungen. Dort wären wir verloren und müssten warten, bis die Piste wieder abgetrocknet ist. Das kann bei einer Schlechtwetterfront manchmal Tage dauern. Viele Südamerikafahrer haben aus diesen Gründen Schnee- bzw. Matschketten dabei. Wir wollten uns diese über 100kg Gewicht sparen und sind daher ohne unterwegs. Der Benz völlig eingeschlammt und wir mit erhöhtem Adrenalinpegel endlich an der Asphaltstrasse angekommen, brauche ich erst mal eine Zigarette und einen Spaten, um den ganzen Kleister aus den Radkästen zu kratzen.
Versteinerte Wälder Wir sehen uns bei patagonischen Windverhältnissen (wir fliegen fast weg!!) einen versteinerten Wald (die Überreste) an. Die steinernen Bäume sind teilweise über einen Meter im Durchmesser, also richtige Brummer, die bis zu 65 Mio. Jahre alt sein sollen.
Urlauszeit in Argentinien Je weiter wir nördlich kommen, desto mehr fallen uns die vollen und immer teurer werden Campingplätze auf. Alle Argentinier haben nun Urlaub und da sie ein absolutes Campervolk sind treibt es alle an die kühlenden Strände der Badeorte. Mit Kind und Kegel. Ein Peugeot 205 mit 6 Personen und voller Campingausrüstung und kiloweise Rindfleisch im Kofferraum. Aus jedem Autoradio dröhnt unterschiedliche Musik in meist unüberhörbarer Lautstärke. Das ist für die Einheimischen der perfekte und vor allem bezahlbare Urlaub. An das alles müssen wir uns nach der langen Zeit in der Einsamkeit Patagoniens erst wieder gewöhnen.
Langsam tuckern wir über die Pisten an der Küste entlang und finden immer wieder schöne, ruhige Strände zum übernachten und verweilen oder baden. Oft ist das Wasser des Atlantiks an der argent. Küste sehr kühl. An einigen Stellen wagen auch wir uns ins glasklare, wellige Wasser.
Pinguine Bei Camarones besuchen wir eine Pinguinkolonie mit mehreren tausend Tieren. Ein höllen Spektakel und Geschrei dieser Magellan Pinguine, um ihre Jungen und beim Gewatschel über mehrere hundert Meter. Manche sind ganz blutig vom Kampf um die schönste Pinguinfrau, andere vergnügen sich schon. Ein einmaliges Erlebnis, auch für Laila, direkt zwischen den Tieren umherlaufen zu können.
Auf dem Camping im Ort treffen wir auch 4 Oldtimer aus Großbritanien, die irgendeine Mission haben. Wir kommen aber nicht dahinter, da sie sehr „scheu“ sind. Dafür sind die Autos umso interessanter. Vermutlich aus den 30-igern, mit Speicherädern, Faltdächern usw. Einer davon ist wohl auch schon Paris- Peking damit gefahren. Wie diese Fahrzeuge diese Strassen wegstecken, würde mich brennend interessieren. Hier treffen wir auch kurz auf Yasha und Jürgen, die wir bereits in Cusco kennengelernt hatten.
Sandsturm Ein paar Tage später erwischt uns am Strand ein richtiger Sandsturm. Sehen können wir nicht viel. Es ist sehr schwül, aber beim Öffnen der Fenster käme kiloweise Sand ins Auto. Also Motor an und in die Stadt zum Einkaufen und Wifieren (WIFI). Klimatisierte, ALDI -ähnliche Supermärkte sind da sehr willkommen.
Viele Freunde (Amigos) In Las Grutas wollen wir keine 70 Peso (~15€) für einen Camping ausgeben und finden einen von der Gemeinde bereitgestellten Platz für Womos. Müllhalden ähnlich, Trinkwasser aus einem Schlauch und supernette argentinische Familien. Wir schließen Freundschaften und erzählen bis tief in die Nacht. Auch die Womos der Argentinier sind teilweise gigantisch groß. Meist alte, ausgediente Linienbusse (hier Collectivos genannt) aus den 60-igern oder neuer.20 bis 40 Liter Dieselverbrauch. Mit sehr viel Zeit und Liebe neu auf und ausgebaut, alles drin, alles dran, vor allem viele Schlafplätze für die großen Familien. Acht Betten sind keine Seltenheit. An einem einsamen Strand treffen wir unsere Amigos wieder und verbringen eine tolle Zeit. Schade, dass unser Spanisch immer noch sehr rudimentär ist, aber Spaß haben wir trotzdem. Sie möchten viel über D wissen, sind sehr interessiert.
Seelöwen An den Klippen des Golfo San Matias bei Viedma befindet sich eine der größten Seelöwenkolonien. Gerade haben sie Junge und wir bekommen einen Monat alte Jungtiere zu Gesicht. Zwar alles aus der Entfernung, aber wir können gut erkennen, wie klein die „Süßen“ sind. Kaum vorstellbar, dass daraus einmal so richtige Brummer mit bis zu 400kg werden können. Der ganze Strand ist gespickt mit hunderten Seelöwen und Seelefanten.
Jeden Tag eine gute Tat Am Nachmittag bergen wir auch mal wieder einen 4x4 aus dem Sand, bei dem der Allrad nicht funktioniert. Irgendwie wollen sie alle bis direkt ans Wasser fahren!!!??? Der nächste Morgen gleiches Spiel: Ein Opel Corsa sucht sich ein Plätzchen zum „turteln“, danach fährt er sich fest. Unterwegs bei brechender Hitze und Sandsturm verlangt ein Radfahrer Trinkwasser, ebenso ein kochender Kühler eines alten Fords schreit nach Wasser. Wir helfen gerne.
Wir fahren an Stränden vorbei, die eine für Europäer unvorstellbare Größe bzw. Breite haben. 1km ist hier sehr mickrig. Manche sind 24km und länger, oft mit weichem Sand, seichtem Einstieg und kleinen, kindergerechten Wellen. Der Tidenhub ist sehr ausgeprägt, das bedeutet für uns bei Ebbe einen weiten Weg ans Wasser. (300m-400m).
Auch das Wetter ist momentan sehr wechselhaft. Zwischen schwülen 40°C, Sonnenschein und heftigen Winden mit Gewitterschauer und 15°C bekommen wir hier alles geboten. Patagonien haben wir nun wieder verlassen und befinden uns schon im Distrikt Buenos Aires, der wie alles andere auch sehr groß ist.
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